[EV15] St. Goar—Frankfurt

[EV15] St. Goar—Frankfurt

Ich stelle fest: Anderthalb Stunden Schlaf sind gar nicht mal so viel. Nach dem Frühstück und einer Dose Red Bull, die ich noch von Rad am Ring übrig geblieben in der Packtasche hatte, geht es aber vorerst einigermaßen. Die Kopfschmerzen haben nachgelassen und mein Körper fühlt sich soweit ganz okay an. Die knapp 105km bei hohen Temperaturen des gestrigen Tages stecken mir zwar noch in den Knochen, aber es bringt ja alles nichts – weiter geht’s!

Blick vom Campingplatz Loreleyblick aus den Rhein runter
Blick vom Campingplatz Loreleyblick aus den Rhein runter

Als Tagesstrecke für heute habe ich den Weg von St. Goar aus nach Frankfurt geplant, wobei ich bis Mainz dem Eurovelo 15 weiter folgen möchte, wie ich es auch schon gestern getan habe.

Loreleyfels
Loreleyfels

Die ersten Kilometer gehen wieder entlang des Rheins und mein Tacho zeigt durchgehend fast schon milde 35°C an – im Schatten der Bäume, von denen die heutige Strecke erstmal mehr gesäumt ist als gestern ist es sogar beinahe angenehm. Den ersten Halt mache ich in Bingen, um mir dort im Biergarten ein alkoholfreies Radler und ein Kräuter-Schmandbrot zu genehmigen. Das Bier kommt fix und ist sehr erfrischend und kalt, auf das Brot muss ich leider ein Weilchen warten, dafür war es aber letztlich auch sehr lecker und füllt meine Reserven hoffentlich besser als es noch am Vortag stellenweise der Fall war.


Wenige hundert Meter zuvor ist mir eine Fahrrad-Reparaturstation ins Auge gefallen, an der es einen Montageständer, Luftpumpe und übliches Werkzeug zur Reparatur am Rad gibt. Auch ein Schlauchautomat von Schwalbe ist zu finden. Beim Sehen der Station fällt mir erstmal auf, wie selten doch eigentlich die Radläden auf dem Weg von Bad Godesberg bis hier gesät waren. Bloß für zwei Läden sah ich werbende Schilder – einem davon bin ich ja gestern auch nach der Dummheit der zu leeren Reifen gefolgt –, aber das war es auch schon. Dass nicht mehr Radläden den großen Ansturm auf den Radweg nutzen, um Kunden anzulocken, wundert mich doch sehr. Auch wünsche ich mir noch viel mehr von den eben genannten Servicestationen, an denen ich einfach selbst für mein Rad sorgen kann. Leider war diese Station auf allen Radtouren in Deutschland, die ich bisher gefahren bin, die Erste.

Was mir auch auffällt: Wieso gibt es so wenig Trinkwasserbrunnen? In Dinslaken-Hiesfeld gibt es einen und ich habe in Dortmund irgendwo mal einen gesehen und auch das war es schon wieder. Biergärten gab es entlang dieser Route zwar einige, aber Möglichkeiten, mal eben kostenlos an Leitungswasser für die Trinkflaschen zu kommen, ohne zu fragen suchte ich vergeblich. Zum üblichen Radler alle paar Biergärten füllte ich somit meist die Flaschen am Waschbecken der WC-Anlagen auf, eine Frau bot mir auf Nachfrage nach den Toiletten zum Auffüllen aber auch an, die Flaschen eben an der Theke zu füllen. Verdursten ist so oder so schwierig, aber so Brunnen fänd ich dennoch gut.


Nach Bingen kommt für kurze Zeit ein echt hübsches Naturschutzgebiet einer Wasseransammlung, die – parallel dazu gelegen – nach altem Rheinarm aussieht. Mit der Hoffnung, dass es nun den ganzen Weg über nach Mainz so weiter geht, werde ich leider stark enttäuscht. Die 25km vor Mainz entlang des EV15 sind ein schlechter Witz mit viel „Steppe“ ohne Schattenschutz, Fahrt entlang von Bundesstraßen durch die äußere Stadt und kaum Gaststätten. Bei milderen Temperaturen ist die Fahrt durch die Felder sicher ganz hübsch, aber im Vergleich zu den zig Kilometern davor, die beinahe dauerhaft entlang des Rheins verliefen, ist die Strecke zwischen Bingen und Mainz für mich recht enttäuschend.


Irgendwo auf dem Weg treffe ich zwei Frauen – eine Mutter und ihre Tochter –, sich einen der wenigeren Schattenplätze zum kurzen Pausieren ausgesucht haben. Wir kommen ein wenig ins Gespräch und nachdem uns die gleichen Radtaschen – das Unterwegs-Brandingmodell der Taschen sehe ich neben meinen eigenen Taschen zum ersten Mal bei anderen – auffallen, fällt uns auch schnell eine ähnliche Herkunft auf und dass wir beide die Taschen in Wesel kauften. Da das ja doch ein paar Kilometer entfernt ist, fand ich den Zufall ganz nett. Da für die beiden die Tour Morgen endet, bekomme ich noch Süßkram und Müsliriegel sowie eine Banane geschenkt und verabschiede mich.

Loreley_FFM_8

Nach dem ersten Ortsschild eines Mainzer Stadtteils gehen die letzten Kilometer bis zum Flussufer dann auch relativ schnell. Ich mache noch etwas länger Pause gegenüber von Mainz-Kastel, schaue dann nach, wie es nach Frankfurt geht und quere dann den Fluss über die Brücke. Schon nach den paar Kilometern bis Hochheim merke ich, wie wenig Lust ich auf die Strecke habe, sollte sie weiter so verlaufen. Ich bin entlang der B40 gefahren und hatte sowohl mit höheren Steigungen als auch mehr direkt neben mir verlaufendem Verkehr sowie inzwischen wieder 46° auf dem Tacho zu kämpfen. Deswegen entscheide ich mich dazu, einfach die Bahn nach Frankfurt zu nehmen und es für heute gut sein zu lassen.

One Reply to “[EV15] St. Goar—Frankfurt”

  1. Hej Patrick,

    schön zu lesen, wie du deine erste kleine Tour mit großem Gepäck bewältigt hast. Du hast allerdings wirklich das denkbar schlechteste Wetter abbekommen. Dauerregen ist zwar deprimierender, aber das Risiko für hitzebedingte Kreislaufprobleme ist geringer.

    Was die Trinkwasserbrunnen betrifft, hätte ich noch einen im Angebot, zumindest so ein bisschen: In Rhens ist ein Brunnen direkt auf dem Gelände der Mineralwasserfabrik. Das Wasser ist zwar noch nicht enteisent und entschwefelt, aber man kann es – Nase zu und durch! – trinken.
    Als Alternative zum EV15 hinter Bingen kann ich dir einen Wechsel der Rheinseite empfehlen. Mit der Fähre kommst du so gemütlich nach Rüdesheim, von wo der Weg besser und abwechslungsreicher durch ein paar nette Orte geht. Zwar ist der Weg länger, dafür fährst du durch die AKK-Stadtteile, was zumindest lokalhistorisch ein kleines Kuriosum ist.

    Ich hoffe, du hast dich gut erholt und wünsche dir noch viel Spaß auf allen weiteren Kilometern.

    Hendryk

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