Kategorie: Allgemein

Erfahrungsbericht: Tibber ohne Elektroauto oder Wärmepumpe

Erfahrungsbericht: Tibber ohne Elektroauto oder Wärmepumpe

Seit September 2023 sind wir nun bei Tibber. Tibber ist ein Stromanbieter, der dynamische Strompreise in Stundenintervallen ermöglicht.

Bei „normalen“ Anbietern erhältst du üblicherweise Verträge mit z. B. 32 ct/kWh und Preisgarantie für eine gewisse Zeit, meist 1-2 Jahre. Bei 2.000 kWh Jahresverbrauch würden also 640 € für die reinen Stromkosten anfallen. Tibber hingegen gibt die stündlichen Preise des Spotmarkts an der Strombörse weiter, sodass eine Stunde immer komplett unterschiedliche Preise haben kann. Mal 17 Cent, mal 72 Cent, mal 26 Cent, mal sogar negative Preise sodass Tibber Stromverbrauch sogar vergütet.

Vereinfachter Strompreisgraph von 0 Uhr bis 20 Uhr mit zwei verschiedenen Linien: Fixpreis und Dynamischer Tarif.
Der Fixpreis hat durchgehend dieselbe Höhe, der Dynamische Tarif ist mal höher, mal niedriger als der Fixpreis.
Vergleich Dynamischer Tarif und Fixpreis. Quelle: Tibber.com/de/StromTarif

Relevant sind hier immer die Endpreise. Vor allem in den letzten Tagen lagen die tatsächlichen Börenpreise pro Kilowattstunde zwischen -1 und +3 Cent. Nachdem Abgaben, Steuern und sonstige Preisanteile aufgeschlagen werden, ergeben sich dann die (immer noch sehr günstigen) 15-18 Cent der letzten Tage.

Du kannst für den aktuellen Tag einsehen, wie viel die Kilowattstunde in einer Stunde kosten wird. Außerdem sind ab etwa 13 Uhr auch die Daten für den nächsten Tag verfügbar. Entsprechend lässt sich der Stromverbrauch also an die Strompreise anpassen: Spül- und Waschmaschine zu Zeiten günstiger Preise einschalten, das Elektroauto oder den Akku des E-Bikes zu der Zeit laden, die Wärmepumpe so programmieren dass sie zu günstigen Zeiten besonders vorheizt (oder kühlt) und so weiter. Das ganze lohnt sich besonders bei gut zeitlich verschiebbaren Großverbrauchern.

Technisches

Voraussetzung für den stündlichen Stromtarif ist in jedem Fall eine digitale Messeinrichtung, also ein digitaler Stromzähler. Sollte der nicht vorhanden sein, ist die Nutzung des Stundentarifs Stand jetzt (Dezember 2023) nicht möglich.

Falls du noch einen analogen Zähler hast (oder die Daten nicht so genau übertragen möchtest) bleibt nur der Tarif mit monatlich dynamischer Abrechnung.

Tibber Pulse

Falls zwar eine digitale Messeinrichtung, aber kein Smart Meter vorhanden ist, bietet Tibber den „Pulse“ an. Ein kleines Gerät zum Aufsetzen auf den Stromzähler, das über die Infrarotschnittstelle Zählerstände und aktuelle Verbrauchsdaten vom Zähler bekommt. Der Pulse ist nicht mit allen Messeinrichtungen kompatibel, aber mit sehr vielen.

Der Pulse besteht aus zwei Teilen: Dem batteriebetriebenen Teil, den du am Stromzähler anbringst, und einer „Bridge“ (einfacher Stecker mit Eurosteckeranschluss), die über Funk (866 MHz) mit dem Infrarotteil und über WLAN (2,4 GHz) mit dem nächsten WLAN-Access-Point oder WLAN-Router verbunden ist.

Das ganze funktioniert dann folgendermaßen: Der Infrarotteil des Pulse wird am Zähler angebracht und sollte sich in angemessener Entfernung – laut Tibber „max. 3-4 Stockwerke“ – zur Bridge befinden. Je nach örtlicher Gegebenheit lässt sich das natürlich mal besser, mal schlechter umsetzen. Bei uns hat es baulich glücklicherweise geklappt.

Damit die Einrichtung funktioniert, sind zwei Dinge notwendig:

  1. Freier Zugang zum Stromzähler
  2. Die PIN des Stromzählers, sofern er nicht bereits entsperrt ist

Die PIN gibt es bei der Messstellenbetreiberin. Über eine kurze Suche z. B. mit „$NameMesstellenbetreiberin Stromzähler PIN“ sollte sich schnell herausfinden lassen, welcher Prozess notwendig ist. Ich hatte eine E-Mail geschrieben und kurz darauf Post erhalten. Andere haben von kurzen Anrufen und Übermittlung noch am Telefon berichtet.

Mithilfe der PIN kannst du deinen Zähler entsperren, wodurch zusätzliche Daten auf dessen Display angezeigt und über die Infrarotschnittstelle übertragen werden. Damit der Tibber Pulse genutzt werden kann, musst du die PIN-Sperre entfernen und dauerhaft die erweiterten Daten ausgeben lassen!

Einrichtung

Die Einrichtung über die App ist gut gestaltet. Alle Schritte werden ordentlich und mit guten Illustrationen und Animationen erklärt.

Leider habe ich die Einrichtung zunächst nicht hinbekommen. Ich hatte immer wieder Probleme: Der Pulse konnte die Daten des Zählers nicht auslesen. Leider war für ein ordentliches Finden des Problems die Appoberfläche dann doch zu „Klickibunti“. Ich hätte mir eine Live-Debug-Ausgabe gewünscht, bei der ich bei jeder leichten Drehung des Infrarotlesekopfs auf dem Zähler sehen kann, ob da gerade sinnvolle Daten ankommen oder nicht. Ich verstehe aber auch, warum die App nicht so gestaltet ist und dass ich mit diesem Wunsch wahrscheinlich recht allein bin.

Programmierschnittstelle und Home Assistant

Was wirklich sehr fein ist: Tibber bietet eine echt ordentliche GraphQL-basierte Programmierschnittstelle (API), die dann auch eine sehr einfache Einbindung in Home Assistant ermöglicht.

Darüber kann ich neben dem aktuellen Arbeitspreis auch die stündlichen Preisprognosen, Verbrauchsprognosen für aktuelle Stunde und Tag, aber auch die Gesamtzählerwerte für Bezug und Einspeisung erhalten.

Mit dieser Mischung aus aktuellem Preis, zukünftigem Preis und aktuellem Solarertrag kann ich sehr gut abschätzen, in welche Stunden ich Verbraucher legen kann, um möglichst günstig durch den Tag zu kommen.

Dashboard mit vier „Karten“: Karte 1 mit aktuellem Strompreis von 17,39 Cent/kWh, Leistung des Balkonkraftwerks mit 0,8W, Leistung des Fensterkraftwerks mit 0W, aktueller Netzbezug mit 57W.  Darunter ein Graph aus Netzbezug und Solarertrag über die letzte Stunde.  Oben rechts ein Strompreisgraph ab dem aktuellen Moment bis zum Ende des nächsten Tags.  Darunter Gesamtstände von Netzbezug, Einspeisung, Balkonkraftwerkertrag, Fensterkraftwerkertrag, und Gaszählerstand.
Eigenes Home Assistant Dashboard zur Übersicht des aktuellen Preises, Verbrauchs und Ertrags

Und auch das Home Assistant Energy Management Dashboard lässt sich damit dann ganz phantastisch mit Daten füttern, um ein Gefühl für Verbrauch und Preise zu erhalten:

Graph Energieverbrauch für die Monate September bis Dezember mit monatlichen Verbräuchen von etwa 130 kWh bis etwa 160 kWh. Besonders im September ist noch etwas Solarertrag im Balken erkennbar und es gab sogar etwas Einspeisung.
Im Oktober bis Dezember keinerlei Einspeisung und der Anteil an Solarenergie ist auch deutlich gesunken.
Tabellarische Aufschlüsselung von Stromquellen:
Balkonkraftwerk und Fensterkraftwerk haben zusammen für 29,28 kWh gesorgt.  Netzbezug: 559,74 kWh zu 188,17€ Gesamtpreis, 2,92 kWh Einspeisung ins Netz.  Gegengerechnet ergeben sich damit 556,83 kWh Netzbezug.

Zuverlässigkeit der Übertragung

Leider erhält Home Assistant über die Tibber-Integration immer wieder mal keine aktuellen Daten. Das scheint ein bekanntes Problem zu sein. Ich habe mir mit einer Automatisierung beholfen, die die Integration neu lädt wenn über zwei Minuten 0 W Leistung reinkommen.

Die Übertragung zwischen Pulse IR und Pulse Bridge sowie Bridge zu Tibbers Servern klappt den Großteil der Zeit tadellos. Gelegentlich sind in der App keine Werte zu sehen, über Home Assistant kriege ich aber immer noch Daten rein. Es scheint in diesen Fällen also Probleme bei der App zu geben, nicht aber bei der Verbrauchsabrechnung.

An einem Tag war der Wurm aber auf eine solche Weise drin, dass sich auch nach längerem Warten nichts mehr ergab. Da fehlten dann über siebzehn Stunden aktuelle Werte. Das ist dann zunächst etwas ärgerlich, denn Tibber rechnet dann über Standardlastprofile ab, die mitunter sehr stark von unserem tatsächlichen Verbrauch abweichen.

Allerdings wird dabei auch nichts zusammengedichtet und am Ende angeblich mehr verbraucht. Das schlimmste was passieren kann ist dass die Differenz aus letztbekanntem (hier zum Beispiel um 02:59 Uhr) und nächstbekanntem Zählerstand (z. B. 20:00 Uhr) nach Standardlastprofil auf die Stunden dazwischen aufgeteilt wird. Je nach Stundenpreis kann es dann also etwas teurer oder aber auch etwas günstiger werden als es eigentlich bei tatsächlich stündlicher Abrechnung der Fall gewesen wäre.

Tibber Tagesübersicht. Gesamtpreis: 1,19€ für 4 kWh Verbrauch. Grauer Hinweis: „Consumption has quality external disaggregated“ – es wurden also nicht die tatsächlichen Werte verwendet.
Zwischen 0 und 2 Uhr sind blaugrüne Balken mit tatsächlichen Kosten abgebildet, zwischen 3 Uhr und 19 Uhr sind alle Balken grau und nach Standardlastprofil aufgeteilt. Ab 20 Uhr dann wieder tatsächliche Werte.

Bisher war dieser Aussetzer aber der einzige und üblicherweise sieht es in der App eher so aus:

Tibber Tagesübersicht. Gesamtpreis: 1,45€ für 5 kWh. Grauer Hinweis: „Du wirst anhand deines Pulses stündlich abgerechnet“.  Darunter alle blaugrünen Balken zwischen etwa 8 Cent und etwa 17 Cent pro Stunde mit sehr unterschiedlicher Höhe.

Datenschutz

Zähler

Wenn du deinen Zähler entsperrst, sind nicht nur die akkumulierten Verbrauchswerte zu sehen, sondern auch der Momentanverbrauch. Für neugierige Nachbarn oder unbefugt ins Haus Eingedrungene lässt sich damit unter Umständen mehr ablesen als einem lieb wäre, zum Beispiel ob gerade jemand zu Hause ist.

Verbrauchsdaten

Noch vor wenigen Jahren habe ich recht leidenschaftliche Diskussionen über Datensparsamkeit geführt und immer wieder auch Smart Meter als Beispiel genannt. Plötzlich kennt damit ja dann eine Datenbank mindestens einer externen Stelle sekundengenau meinen Verbrauch, woraus sich sehr gut Rückschlüsse ziehen lassen:

Wann ist jemand zuhause? Wann wird üblicherweise gewaschen oder gekocht? Ist ein (teures) Elektroauto vorhanden?

Natürlich kann die Frage gestellt werden, wen das überhaupt interessiert und was denn schon passieren soll. Ich wollte diesen Umstand aber nicht unerwähnt lassen. Die Entscheidung für Tibber war letztlich eine Abwägung. Der Umstand der ständigen Übermittlung gefällt mir nicht. Die neue Erfahrung dieser doch recht ungewohnten Art der Abrechnung und die damit (hoffentlich?) günstigeren Preise haben dann aber schlussendlich die Waage umschwenken lassen.

Wie sehr schwanken die Preise wirklich und wie teuer wird es?

Je nach Situation auf dem Strommarkt: Sehr wenig bis sehr stark. Und sehr günstig bis sehr teuer. Es kommt drauf an.™️

Tibber veröffentlicht für jede Woche eine Art „Wetterbericht“ mit einer Prognose zur wöchentlichen Strompreisentwicklung. Hier erklären sie gut, welche Preisspannen zu erwarten sind und warum. In den teuren Stunden und Tagen kamen da gern mal einige Probleme zusammen. Hohe Bewölkung und dadurch wenig Solarertrag, Wartungen bei Pipelines in skandinavische Länder und dadurch Wegfall einiger Leistung, dadurch wiederum Kompensation durch (teuer) hochzufahrende Kraftwerke hierzulande.

Da ich nur an sehr wenigen Tagen Screenshots erstellt habe, kann ich leider nur mit wenig Beispielen dienen. Hier aber mal zwei:

Tag mit hohen Preisen zwischen 28 bis über 45 Cent pro Kilowattstunde
Tag mit durchgehend niedrigem Preis von 15 bis 16 Cent pro Kilowattstunde

Solang sich der Verbrauch gut in die günstige(re)n Stunden verteilen lässt, kann es also recht günstig werden. Wenn das allerdings nicht geht und du ausgerechnet in Stunden mit 45, 60, 75 oder mehr Cent pro Kilowattstunde plötzlich 75 kWh durch die Leitung brezeln musst, um z. B. einen komplett leeren Elektrowagenakku vollzuladen, wird es schwierig und teuer.

Vor allem deswegen sollte das bisherige Verbrauchsverhalten einigermaßen bekannt sein. Der aktuelle Preis lässt sich auch ohne Vertrag auf Tibber.com unter Angabe der eigenen Postleitzahl einsehen. Damit kannst du ein Gefühl dafür bekommen, was womöglich auf dich zukommen kann.

Lohnt sich Tibber ohne Elektroauto?

(unbezahlter Erfahrungsbericht. Wenn du magst, kannst du den Werbelink am Ende des Artikels nutzen, um einen Vertrag bei Tibber abzuschließen. Falls nicht ist das aber selbstverständlich auch okay.)

Daher jetzt die Frage: Nun haben wir weder ein (Elektro-)Auto, noch ein E-Bike, noch eine Wärmepumpe. Die einzigen Großverbraucher über nennenswerte Zeit sind die Spülmaschine, Waschmaschine und Herd/Ofen. Vielleicht auch noch der Luftentfeuchter, wobei der mit „nur“ 230 W vergleichsweise sparsam daher kommt. Dazu zwei Personen im Home Office mit sparsamen Laptops und Monitoren. Lohnt sich Tibber trotzdem?

Bisher sieht es so aus als lohne sich Tibber auch mit unserem Verbrauchsprofil! Zwischen 1. September 2023 und 29. Februar 2024 hatten wir einen Netzverbrauch von 912,8 kWh und dafür Gesamtkosten von 299,80 € (netto Arbeitskosten 191,86 €). Diese Gesamtkosten beinhalten den Börsenstrompreis, Steuern und Abgaben, vor allem aber auch Netzentgelte und die monatliche Tibbergebühr von 4,99 € (inzwischen 5,99 €).

Im Schnitt liegen wir damit also bei etwa 32,8 ct/kWh inklusive aller Zusatzgebühren (21,02 ct/kWh Nettoarbeitspreis) und damit im Vergleich echt günstig: Alle infrage kommenden Anbieter (Ökotarif, Zufriedenheit >80 %) bei einer Check24- oder Verivox-Suche liegen bei einem reinen Arbeitspreis von bereits 28-45 ct (diesmal brutto). Und da kommen noch Grundgebühren und Netzentgelte drauf!

MonatVerbrauch⌀ Arbeitspreis (netto)Arbeitskosten (netto)Gesamt (brutto)
2023
September116,1 kWh22,69 ct26,34 €42,39 €
Oktober149,2 kWh21,16 ct31,57 €48,78 €
November159,7 kWh22,02 ct35,18 €52,91 €
Dezember148,2 kWh20,51 ct30,39 €47,39 €
2024
Januar172,9 kWh20,82 ct35,98 €56,54 €
Februar166,8 kWh19,43 ct32,40 €51,79 €
Verbrauch und Kosten aufgeschlüsselt pro Monat
Zusammenfassung:  Stromverbrauch September 116,09 kWh für 26,34€, damit 22,69 Cent pro kWh.
Tibber-Gebühr 3,77€
Netznutzungsgebühr für 30 Tage 4,11€
Messstellengebühr 1,40€
Mehrwertsteuer 19% 6,77€
Gesamt 42,39€
Abrechnung des Monats September

Ich muss noch schauen, wie das Fazit nach einem Jahr mit allen Jahreszeiten und Wetterbedingungen aussieht. Für den Moment bin ich aber zufrieden.

Aber zu welchem Preis?

Jedoch habe ich diesen Zustand nicht ohne Entbehrungen erreicht. ✨<Hier ein wirklich sehr dramatisches Video einer wirklich leidenden Person einfügen>✨

Wie oben geschrieben sind die einzigen Großverbraucher eine Waschmaschine, ein Luftentfeuchter der in den kalten Monaten zum Wäschetrocknen genutzt wird, eine Spülmaschine und ein Ofen/Herd, und zwei recht sparsame Schreibtisch-Setups. Arbeiten und Kochen lassen sich natürlich nicht realistisch an Strompreise anpassen. Die Waschmaschine, vor allem aber die Spülmaschine jedoch sehr wohl.

In den sonnigen Monaten sind die Preise in den Mittagsstunden besonders günstig – Solarenergieerträge in Deutschland und im europäischen Stromhandelsnetz sei Dank. Hier ist es einfach, stromverbrauchende Hausarbeit auf die üblicherweise wachen Stunden zu legen.

Im Winter dreht sich das Bild allerdings: Solarenergie spielt im Strommix kaum noch eine Rolle und wird durch Windenergie ersetzt, die besonders nachts viel ausmacht und auf besonders geringen Verbrauch in Privathaushalten trifft. Dadurch ergeben sich in den Stunden zwischen Mitternacht und frühem Morgen günstige Preis.

Das habe ich mir dann auch ständig zunutze gemacht: Die Spülmaschine habe ich per Timer immer so eingestellt, dass sie gegen 3-4 Uhr nachts läuft. Geöffnet und ausgeräumt werden kann sie ja jederzeit. Die Waschmaschine lief meistens irgendwo zwischen 23 und 2 Uhr, sollte dann aber auch sehr zeitnah ausgeräumt werden. Wenn die Wäsche rumliegt und dann doch wieder muffig wird, bringt ja all die Ersparnis nichts. Also habe ich das direkt nachdem der Waschgang durch war gemacht und konnte auch den Entfeuchter in den günstigen Nachtstunden starten. Einem eh etwas normabweichenden Schlafrhythmus sei Dank geht das dann auch recht gut. Allerdings lässt sich das natürlich nicht in allen Haushalten so widerspiegeln und sollte mitbedacht werden.

Tibber als Anbieter

Tibber ist in Deutschland noch relativ jung. Erst 2020 haben sie auf dem deutschen Markt angefangen. Entsprechend gibt es noch keine über viele Jahre andauernde Historie der Strompreise, aber auch der Erfahrungen im Internet.

Ich hatte zuvor bei TrustPilot gelesen, dass einige mit dem Kundensupport recht unzufrieden seien. Das hat mich zunächst erstmal abgeschreckt. Zwar plane ich nicht, viel mit dem Kundensupport zu tun zu haben, aber in Problemfällen bei der Abrechnung möchte ich dann doch wissen, dass alles funktioniert.

In den vier Monaten hatte ich bisher nur einmal kurz Kontakt mit dem Kundenservice von Tibber. Als anfangs die Einrichtung des Pulse nicht so einwandfrei funktioniert hatte wie es in der App vorgegeben wurde, habe ich dann doch mal nachgefragt. Die Antwort kam zügig und hat zielgerichtet noch mal Links geschickt, die ich zwar durch eine Suche auch schon gefunden hatte, die mir aber helfen konnten.

Da endet meine Erfahrung dann aber auch schon. Sollte ich noch mal Kontakt aufnehmen, werde ich diesen Artikel entsprechend ergänzen.

WERBUNG

Tibber bietet ein Affiliate-Programm an, durch das andere eingeladen werden können. Wenn du magst, kannst du den folgenden Link nutzen. Falls du an Tibber interessiert bist, aber den Link nicht nutzen magst, geht das natürlich auch völlig problemlos auf Tibber.com (<- ohne Referral-Link).

Hey, hier ist dein individueller Einladungscode für Tibber, der Stromanbieter, der dir hilft, deinen Stromverbrauch zu verstehen und zu reduzieren: https://invite.tibber.com/zxrj8d1q. Du erhältst 100% Ökostrom und kannst jederzeit mit einer Frist von 2 Wochen kündigen. Probiere es aus und wir erhalten beide 50 € Bonus für den Tibber-Store.

Fragen?

Wäre dies eine Präsentation in der Schule, gäbe es hier jetzt eine ganz tolle letzte Seite mit in dicken Lettern geschriebenem FRAGEN?, während ich unbehaglich-verlegen vor der Klasse stehe und der Nachfragen harre.

Da das hier aber nur ein runtergeschriebener Blogpost ist und ich mit Sicherheit etwas für dich relevantes vergessen habe, zieh dir gern eine Nummer, gönn dir eine Frage in den Kommentaren und ich bemühe mich, dir weiterzuhelfen.

Gaszähler in Home Assistant einbinden mit Xiaomi MiJia Türkontaktsensor

Gaszähler in Home Assistant einbinden mit Xiaomi MiJia Türkontaktsensor

Nachdem wir vor kurzem ein Balkonkraftwerk installiert bekommen haben, habe ich nach Ewigkeiten mal wieder Home Assistant installiert und eingerichtet. Bei der letzten Installation habe ich gemerkt, dass ich mit vielen Daten dann am Ende doch nichts gemacht habe, deswegen wollte ich es diesmal nützlicher halten.

Diesmal soll es vor allem um eines gehen: Energieflüsse und Energiesparen. Home Assistant wurde bereits Mitte/Ende 2021 um die Möglichkeits des Energy Managements erweitert. Mit dem Balkonkraftwerk ist das Ganze dann besonders interessant geworden. Statt nur Verbräuche zu sehen, die ich übers Jahr hinweg ohnehin schon kenne, können wir jetzt optimieren. Da es beim Balkonkraftwerk keine Einspeisevergütung gibt, haben wir nämlich jede Menge Gründe, den Ertrag so vollständig wie möglich selbst zu nutzen.

Wenn Home Assistant das schon mal anbietet, möchte ich dann aber doch wieder so viel wie möglich einbinden. Wenigstens wenn es um das Energy Dashboard geht. Einen digitalen Stromzähler haben wir inzwischen (auch wenn ich an dessen Daten gerade noch nicht rankomme, aber das ist womöglich ein Thema für die Zukunft), der Gaszähler ist jedoch ein Analoger.

Kontext

Ich verwende Home Assistant 2023.5.4 und ZigBee2MQTT 1.30.4-1. Alles Folgende bezieht sich also auf den aktuellen Stand. Es ist gut möglich, dass sich in neueren Versionen etwas ändert.

Xiaomi Tür- und Fensterkontaktsensor zum Gasverbrauch messen

Aus der alten Installation hatte ich ohnehin noch jede Menge Xiaomi MiJia Sensoren vom Typ MCCGQ01LM herumfliegen, die ich nach dem Umzug dann aber nicht angebracht habe. Als ich danach gesucht habe, wie ich Strom- und Gaszähler einbinden kann, bin ich dann auf mehrere Blog- und Redditposts gestoßen, zuletzt aber auf diesem von Michael zur Einbindung eines „Schlumberger G4 RF1“ hängen geblieben. Der Beitrag hat mir an vielen Stellen geholfen, ich habe den Aufbau aber etwas „modernisiert“ und vereinfach. Denn vieles geht inzwischen über das Home Assistant User Interface und muss nicht mehr über die Konfigurationsdatei hinzugefügt werden.

Michaels Gaszähler ist zwar nicht unser Modell – denn wir haben einen Pipersberg BK-G4T „Balgengaszähler mit multifunktionalem Zählwerk“ –, aber das Funktionsprinzip ist hierfür dasselbe: Auf einer der Nachkommastellen im Zählwerk ist ein Magnet eingebracht.

Der Kontaktsensor macht nichts anderes als zu messen, ob der Magnet, der üblicherweise an Tür oder Fenster befestigt wird, in der Nähe des Sensors ist. Ist er das, wird die Tür als geschlossen gewertet. Ist er’s nicht, ist sie offen.

Dieses Prinzip wird hier genutzt: Da bei jeder Umdrehung der letzten Nachkommastelle der Magnet einmal an der Messseite vorbeikommt, wird hier der Kontakt geschlossen und wir können einen Zählerstand hochzählen. Eine Umdrehung entspricht beim Pipersberg BK-G4T 0,010 Kubikmeter, denn der Magnet sitzt auf der dritten Nachkommastelle, womit eine komplette Umdrehung entsprechend die zweite Nachkommastelle um eins erhöht.

Mulde im Gaszähler unterhalb des sichtbaren Zählwerks, in der der Sensor befestigt werden kann

Damit der Sensor den Magnet erkennt, musste ich die Platine mit Sensor aus dem Gehäuse rausnehmen. Wie Michael schon schreibt ist das kein großer Akt: Einfach die zwei Gehäusehälften auseinander ziehen, als würde die Batterie getauscht werden, und dann mit einem Schraubendreher vorsichtig die Platine raushebeln. Sie liegt mit zwei Nasen eingerastet in der unteren Hälfte des Gehäuses.

Vorerst sehr … einfach befestigter Sensor

Einbindung in Home Assistant

Ich habe den Sensor einem bestehenden ZigBee-Mesh über ZigBee2MQTT hinzugefügt. Die Hinweise aus der ZigBee2MQTT-Dokumentation kann ich bestätigen: Der Sensor möchte sich nicht so recht ins Mesh einbinden, sondern ausschließlich zum Coordinator verbunden bleiben. Mehrere vorhandene TuYa-Geräte, die teils auch näher dran wären, werden nicht fürs Mesh genutzt.

Das ist beim Aufbau hier zum Glück kein Problem, da der Coordinator recht zentral sitzt, ist aber dennoch schade.

Zählerstand

Da der Sensor keinen Zählerstand kennt, sondern nur (über Bande) zählen kann, wie oft der Kontakt geschlossen war, muss anfänglich der aktuelle Zählerstand festgelegt werden.

Das geht am einfachsten über das User Interface. Einfach die Konfiguration zu den Helfern innerhalb der Geräte und Integrationen aufrufen > Helfer erstellen Knopf drücken > Nummer auswählen und die Eingaben entsprechend eurer Gegebenheiten tätigen.

Screenshot der Eingabemaske für das Erstellen einer Nummer in Home Assistant. Die Werte sind komplett in der Bildunterschrift beschrieben.
Name: Such dir aus, wie du die input_number später finden möchtet

Symbol: Ich finde mdi:meter-gas-outline hier ganz sympathisch

Minimaler Wert: Habe ich auf meinen aktuellen Zählerwert gestellt

Maximaler Wert: Hängt von Stellen und Nachkommastellen des Zähler ab. In unserem Fall: 5 Stellen, drei Nachkommastellen. Also maximal 99999,99(9)

Anzeigemodus: Eingabefeld. Ansonsten wird das genaue händische Eingeben sehr schwierig

Schrittgröße: 0,01 (oder 0,1 falls dein Magnet auf der zweiten Nachkommastelle sitzt). Das ist nur für den Dienst wichtig, den Home Assistant im späteren Schritt aufrufen wird. Für die händische Eingabe in deinem Dashboard ist das nicht relevant. Schau auf deinem Zähler, welcher Werterhöhung ein Impuls entspricht. Bei unserem Zähler steht dort: 1imp 0,01m³. Diese Schrittgröße sollte hier angegeben werden

Maßeinheit: m³

Gasbrennwert

Den Gasbrennwert benötigst du, um zu berechnen, wie viel Energie in kWh ein Kubikmeter Gas entsprechen. Denn was du am Ende bezahlst sind bezogene kWh, nicht . Im Energy Dashboard wollte ich auch den Preis sehen und dafür muss ich von Kubikmeter zu Kilowattstunden umrechnen. Wenn dir der Preis egal ist, kannst du auch den Kubikmeterzählerstand nutzen und komplett auf den Gasbrennwert – und später den Gaspreis – verzichten.

Auch hierfür habe ich mir erstmal eine Input Number festgelegt, da sich der Gasbrennwert für jeden Monat unterscheidet. Wie der Wert des Vormonats ist, kannst du auf der Webseite deines Gasnetzbetreibers (nicht zwingend dein Gasanbieter!) erfahren. Der Wert ist auch auf der Jahresrechnung ausgewiesen.

Ich habe den Gasbrennwert erstmal händisch angegeben und schaue die nächsten Monate mal, ob ich Monat für Monat händisch den Wert ändre oder ob ich mir noch einen Scraper für die Webseite des Gasnetzbetreibers baue, um den Wert automatisch zu erhöhen …

Gaspreis

Falls du im Energy Dashboard später auch den Preis anzeigen lassen möchtest, erstell noch eine weitere Nummer für den Gaspreis in EUR/kWh. Falls nicht, überspring den Schritt hier einfach.

Template Sensor: Gaszählerstand

Leider funktioniert eine Input Number zum aktuellen Zeitpunkt nicht als Basis fürs Energy Dashboard. Daher muss hier noch ein Template Sensor hinzugefügt werden, der aber letztlich auch einfach nur den aktuellen Wert der zuvor angelegten Input Number verwertet.

Füge folgenden Code in deine configuration.yaml von Home Assistant ein:

template:
  - sensor:
    - name: "Gaszählerstand Kubikmeter"
      unique_id: "gaszaehlerstand_kubikmeter"
      unit_of_measurement: "m³"
      device_class: gas
      state_class: total_increasing
      state: '{{ states("input_number.gaszahlerstand") | round(2, "floor") }}'
  - sensor:
    - name: "Gaszählerstand kWh"
      unique_id: "gaszahlerstand_kilowattstunden"
      unit_of_measurement: "kWh"
      device_class: energy
      state_class: total_increasing
      state: >
        {% set brennwert = states('input_number.gasbrennwert') | float %}
        {% set gasKubikmeter = states('sensor.gaszahlerstand_kubikmeter') | float %}
        {{ ((gasKubikmeter) * (brennwert) * 0.9595) | round(3, 'ceil') }}

Hiermit werden zwei Templatesensoren festgelegt:

  1. Gaszählerstand in Kubikmeter
  2. Gaszählerstand in Kilowattstunden

Wie weiter oben erwähnt: Wenn dir die Gaspreisaufschlüsslung im Dashboard egal ist, kannst du den zweiten Sensor auslassen.

Beiden Sensoren habe ich die Maßeinheit und Device Class mitgegeben. Beide Sensoren sind total_increasing, also Gesamtzählerstände, die nur ansteigen können. Bei Ausfällen des Sensoraufbaus erwarte ich höchstens ein Nachjustieren nach oben, aber nie nach unten. Mal gucken, ob sich das bewahrheiten wird.

Als State wird dann beim ersten Sensor einfach nur die Input Number verwendet und auf zwei Nachkommastellen gerundet, wobei ich immer nach unten runden möchte, da ansonsten der Zählerstand im Dashboard (minimal) höher sein kann als der auf dem tatsächlichen Zähler. Die dritte Nachkommastelle kann ich ohnehin nicht auswerten, also kommt das hier einem Abschneiden der dritten Stelle gleich.

Für den Kilowattstundensensor hole ich mir dann erst den zuvor angelegten Gasbrennwert und schreibe ihn in eine Variable. Dasselbe dann noch für den Kubikmetersensor, der wenige Zeilen darüber angelegt wird. Bei beiden gehe ich mit float noch mal sicher, dass sie auch definitiv mit Nachkommastellen verfügbar sind.

Zu guter letzt rechne ich dann die Kilowattstunden so aus wie es auf der Rechnung auch passiert: Kubikmeter multipliziert mit Brennwert multipliziert mit der „Z-Zahl“, die auf den bisherigen Rechnungen immer gleich war, weswegen ich sie hier fest als 0.9595 festgelegt habe.

Das alles runde ich dann auf drei Nachkommastellen (die Genauigkeit, die ich gern hätte) und immer nach oben, da die kWh-Berechnung ohnehin sehr abweichend sein wird, also ist der Rundungsfehler auch egal.

Danach die Datei speichern, in den Developer Tools sichergehen dass das YAML valide ist und dann die Template-Entitäten neu laden. Ein kompletter Neustart ist nicht notwendig!

Noch während ich das hier tippe fällt mir auf, dass der variable Brennwert ja für komplett unterschiedliche Ergebnisse sorgen wird. Denn auf der Rechnung wird der nur für die Verrechnung des Unterschieds zum Vormonat verwendet, nicht für den Gesamtzählerstand. Aber egal. Ich lasse das jetzt erstmal so.

Zur eigentlichen Magie: Die Automatisierung

Kommen wir nun zum eigentlichen spannenden Teil: Der Automatisierung, die aus einem „geschlossen“ überhaupt eine Erhöhung des Zählerstands macht.

Das Ganze ist denkbar einfach:

Screenshot Home Assistant Automatisierung. Auslöser: Gaszähler contact wechseln von ON zu OFF. Aktionen: Numerische Eingabe: Increment mit ZIel Gaszählerstand.
Wenn der Kontaktsensor von on (geöffnet) auf off (geschlossen) wechselt, dann erhöhe die Gaszählerstand Nummer um die zuvor angegebene Schrittgröße (hier: 0,01)

Pass entsprechend die Geräte/Entitäten nach deiner Benennung an, aber das war’s auch schon.

Update: In einer ersten Version hatte ich beim Auslöser noch Gerät statt Zustand ausgewählt. Dadurch wurde jedes Mal wenn der Sensor (neu) als „geschlossen“ erkannt wurde, der Zählerstand erhöht. Bei einem Neustart von Home Assistant ist mir dann aber der Fehler bei dem Ansatz aufgefallen: Dabei wechselte der Zustand nämlich von unknown direkt zu off, sobald ZigBee2MQTT den Zustand wieder bereitgestellt hatte. Und damit wurde dann auch der Zählerstand erhöht. Deshalb habe ich in einer neueren Version eingestellt, dass die Automatisierung nur dann ausgelöst wird, wenn der Zustand von geöffnet (on) zu geschlossen (off) wechselt.

Energy Dashboard

Zu guter letzt kannst du nun noch den Gaszählerstand im Energy Dashboard hinzufügen. Wenn du zuvor nur den Zählerstand in Kubikmeter als Templatesensor hinzugefügt hast, wählst du entsprechend den für den Gasverbrauch aus. Hast du einen für Kilowattstunden erstellt, ist es der. In dem Fall kannst du dann darunter auch noch Verwende einen statischen Preis oder, falls zuvor erstellt, Verwende eine Entität mit dem aktuellen Preis angeben. Speichern, bummzackreturn und schon ist das Dashboard um den Gaszählerstand reicher. Jedenfalls nach spätestens wenigen Stunden und wenn es eine Zählerstanderhöhung gab.

Hat’s funktioniert?

Ob es funktioniert hat, kannst du durch Verbrauchen von Gas herausfinden. In unserem Fall ist das recht einfach: Einmal heiß duschen oder etwas warmes Wasser einlassen und schon dreht sich der Zähler. Falls deine Therme nur für die Heizung genutzt wird, wird es hier außerhalb der Heizperiode natürlich etwas schwieriger.

Schau nach dem Einrichten einfach mal ins Logbuch und wenn alles funktioniert hat (und du die Logs nicht enorm filterst), sollte es ungefähr solche Einträge geben:

Screenshot des Logbuch von Home Assistant mit Logeinträgen für geöffneten und geschlossenen Gaszähler Kontaktsensor. Zusätzlich Einträge für ausgeführte Automatisierung dadurch, dass der Kontakt geschlossen wurde mit dem aktuellen Zählerstandswert.

Genauigkeit

Wie genau das ganze sein wird, muss ich nun mal über die nächsten Monate verfolgen. Ich werde den Beitrag hier mit errechnetem und tatsächlichem Wert erhöhen.