Tag 28 – Karasjok Kommune—Karasjok

Tag 28 – Karasjok Kommune—Karasjok

Nachdem ich gestern Abend noch in langer Merinohose am Lagerfeuer saß, um mich zu wärmen, wache ich heute schon um fünf Uhr erstmalig auf, weil die Wärme im Zelt kaum noch auszuhalten ist. Für heute sind knapp 20°C angesagt, doppelt so viel wie für gestern in Höchstlagen. Tür auf, Schlafsack zur Seite gelegt und noch ein wenig Dösen später stehe ich dann gegen neun Uhr tatsächlich endgültig auf. Ich habe gestern den Fehler gemacht, mein Wasser nicht mehr aufzufüllen und so bleiben mir nur noch notdürftige 400ml bis zur nächsten Gelegenheit. Am Fluss hängen immer wieder Schilder über die Bakteriengefahr in den dort lebenden Lachsen und dass weder Fische noch das Wasser zu anderen Gewässern übertragen werden soll, also bin ich lieber vorsichtig, vor allem, wenn ich das Wasser nicht aufkoche.

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Als ich gerade mit Brot und Aufstrich zum nächsten Picknicktisch ein paar Meter von meinem Zelt gehen möchte, kommt ein großer Geländewagen und hält wenige Meter entfernt an. Mit eingeschaltetem Motor und ohne, dass irgendjemand aussteigen würde. Ich frühstücke sehr langsam, da ich nebenbei lese, esse eine Scheibe Brot nach der nächsten und auch zwanzig Minuten später steht der Wagen noch immer dort. Ohne Regung. Mit eingeschaltetem Motor. Nachdem ich mein Taschenmesser bisher kaum benutzt habe, phantasiere ich mir Reifenzerstechungsszenarien herbei und gucke genervt in Richtung des Fahrersitzes. Irgendwann macht die Person im Wagen sich von dannen und ich habe wieder meine Ruhe.

Durch die pralle Sonne schon am frühen Morgen kann ich Zelt, Schlafsack und Isomatte völlig trocken einpacken, mich anziehen – T-Shirt und kurze Hose, dünne Sommersocken. In Nordnorwegen im Mai. Damit hätte ich auch nie gerechnet! – und ganz langsam starten.

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Was gestern durch fehlendes Grün noch so trist wirkte, wird entlang meiner Route heute deutlich besser. Die Laubbäume tragen teilweise schon Blätter und es gibt wieder Tannen. Ein Meer aus Grün, angestrahlt von der Sonne, offenbart sich mir. Die Straße schlängelt sich über kleinere Anhöhen, links von mir immer wieder kleinere Erhebungen – Berge möchte ich sie noch nicht nennen –, rechts ein Fluss, der sich mal leise und schüchtern gibt, mal mit reißenden Stromschnellen und Getöse seinen Lauf nimmt. Die Strecke ist großartig und mir geht es prächtig.

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Auf halber Strecke nach Karasjok suche ich noch einen Geocache und finde ihn auch nach recht kurzer Zeit. Er trägt den wohlklingenden Namen Pissepause, ist aber zum Glück einige dutzend Meter von der Toilette am Rastplatz entfernt.
Der Rastplatz ist ein kleines Idyll mit einer überdachten und einer freien Grillstelle, Toilettenhäuschen und einem kleinen Nebenfluss, der über Steine hinwegplätschert, drumherum Grün.

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Weiter geht es und nach gerade einmal etwas mehr als 30km und vor drei Uhr habe ich Karasjok und den geplanten Campingplatz am Ortseingang erreicht. Es fühlt sich merkwürdig an, jetzt schon für den Tag durch zu sein.
Einchecken, Zelt aufbauen – zwei Stunden im Packsack reichen ja auch langsam mal! – und danach Mittagessen im Restaurant und Einkauf bei Coop. Schwuppdiwupp ist wieder jede Menge Geld weg und ich habe schon vieles in den Regalen stehen lassen, was mir einfach zu teuer ist – Kakao, Joghurtdrink, Fanta, …

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Danach fahre ich noch zum Sámi Culture Park, der aber leider schon in zwanzig Minuten schließt, weswegen ich mir nur eben im Souveniershop die obligatorischen Pins hole.
Die Sámi sind, so die Wikipedia, das nördlichst lebende und anerkannte indigene Volk Europas, die sich hauptsächlich über Schweden, Norwegen, Finnland und Russland erstrecken. So langsam erklärt sich mir auch die merkwürdig unnorwegisch wirkende Schreibweise und Benennung einiger Orte und Seen hier.

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Für sieben Uhr wurde mir ein Lagerfeuer im großen Tipizelt des Campingplatz angekündigt, bis dahin schreibe ich ein wenig und wasche meine Wäsche.

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