[EV15] Frankfurt—Boppard

[EV15] Frankfurt—Boppard

Heute starte ich nach einem sehr schönen Wochenende mit @_Tomalak, an dem wir den Goetheturm und Hanau besichtigend auf dem Weg in Frankfurt und Umgebung einiges gesehen haben, um kurz nach zehn meinen Heimweg. Es geht zunächst entlang der Nidda, der ich folge, bis sie auf den Main trifft. Bei den Farbwerken in Höchst endet leider der Radweg direkt entlang des Mains erstmal und ich verfahre mich ein Weilchen, da die Beschilderungslage nicht wirklich ideal ist. Das Handy nur hin und wieder zum Navigieren aus der Tasche zu holen ist auch nicht wirklich eine Lösung. Entweder schaffe ich mir mal einen Kompass für den Lenker oder eine Handyhalterung zum an den Lenker knuppern an. Nach einer Weile Rumgegurke durch Höchst und Zeilsheim sehe ich den Fluss dann aber endlich wieder und kann weiter daran entlang fahren.

Leicht unscharfes Photo der beschriebenen Schlange
Die Schlange

In Hattersheim mache ich um zwölf Uhr eine kurze Pause mit zweitem Frühstück bestehend aus Müsliriegel, Nüsschen und Wasser. Während ich da so esse, höre ich plötzlich ein zischeln unter mir und kurz darauf flitzt eine mindestens 45cm lange Schlange an meinen Füßen vorbei, zwischen den Speichen meines Vorderrads durch und ab in die Böschung Richtung Bachlauf. So lange Schlangen habe ich in freier Wildbahn in Deutschland so auch noch nicht gesehen!

Rheinpanorama Mainz von Main-Kastel aus gesehen
Rheinpanorama Mainz von Main-Kastel aus gesehen

Nach der Pause folge ich weiter dem R3 (hessischer Radfernweg) in Richtung Rhein/Mainz-Kastel und merke schnell, dass mein Freitag zunächst nach Frankfurt „geplanter“ Weg völliger Kappes war. Der R3 verläuft deutlich sinnvoller und schöner direkt entlang des Mains bis dieser in den Rhein übergeht und auch da kann ich dem Weg weiter folgen. Schnell zeigt sich, dass rechtsrheinisch die Strecke ab Mainz deutlich besser fahrbar und von weniger völlig vertrockneter Landschaft gesäumt ist als die Strecke von Bingen aus auf der linken Seite. Der Radweg ist auch in weiten Teilen in recht gutem Zustand und sinnvoll geplant, an anderen Stellen dafür allerdings so gar nicht.

Gegen kurz nach zwei mache ich an einem Imbiss halt, um mich nach 55km, die später hauptsächlich wieder bei über 35° gefahren wurden, etwas mehr zu stärken als es Müsliriegel und Nüsschen vermögen. Dort sitzend komme ich ein wenig mit Ortsansässigen ins Gespräch, erzähle von meiner Tour und der Mann hinterm Tresen und mein Gesprächspartner schäkern etwas rum, weil er antwortet, mal eine Tour durch die Türkei machen zu wollen – »Mit ’nem Dreirad?« – »Nee, mit’m Fahrrad.« – »Das schaffse doch nie!«. Ansonsten sind die Gespräche beim Essen von einer interessanten Mischung aus Hessisch auf der Seite der Gesprächspartner und absichtlich verstärktem Ruhrpöttisch auf meiner Seite schön lokal angehaucht.

Zwanzig Minuten später geht es dann aber auch weiter. Durch Wolken und Schatten spendende Bäume zeigt der Tacho nun milde 30° an, dafür werde ich mit Gegenwind davon abgehalten, kraftsparend in moderatem Tempo zu fahren. Die Strapazen sind aber bloß von kurzer Dauer und nach wenigen Minuten komme ich wieder besser voran.

FFM_Boppard_7
Burggarten Eltville

Den Burggarten der Kürfürstlichen Burg Eltville schaue ich mir ein klein wenig länger an und verweile dort ein paar Minuten. Erfrischungen in Form von Getränken bleiben aus, aber ich kühle mir zumindest die Arme im Rhein etwas.

Gegen 16.20 Uhr komme ich dann nach viel Radeln auf meist vernünftigen Strecken und ohne allzu viel Gegenwind, dafür aber bei inzwischen wieder über 35° in Rüdesheim an. Hier endet der R3 und ich setze mit der Fähre nach Bingen über. Den Fahrtwind in den Haaren zu spüren ist bei den hohen Temperaturen wirklich sehr angenehm.

Sich in einer Kurve um den Loreleyfelsen windender Rhein
St. Goar an der Loreley

Die weitere Fahrt verläuft unspektakulär. Ich halte immer mal wieder kurz für das obligatorische alkoholfreie Radler oder ein Photo an, mache aber nicht wie ich mir auf dem Hinweg noch überlegte an manchen Stellen länger Pause, um mir Orte näher anzusehen. Da ich die Strecke schon von vor ein paar Tagen kenne, fällt die Menge an Photos auch bedeutend geringer aus. Hierbei fällt mir auch direkt etwas für die Zukunft auf: Wenn ich die Kilometerleistung bei 80-100km halten möchte, sollte ich wirklich früh loskommen, um die Orte und Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke auch etwas mehr würdigen zu können.Blick den Rhein hinunter, am Himmel recht dunkle Wolken

Gegen Abend fahre ich bei nach wie vor vorhandenem und ich würde sogar sagen tageshöchstem Gegenwind bei inzwischen nur noch 21° am Campingplatz Loreleyblick vorbei und kämpfe mich bis Boppard. Irgendwo zwischen Bingen und St. Goar habe ich mich endgültig dazu entschieden, etwas abzukürzen und von Boppard nach Bad Honnef die Bahn zu nehmen. Nicht nur, weil ich die Strecke schon kenne, sondern auch, weil mein Hintern immer mehr rebelliert. Den Hinweg habe ich mit gepolsterter Hose gemacht, die aber offenbar blöd platzierte bzw. überhaupt spürbare Nähte hat, sodass ich selbst heute noch Druckstellen habe, obwohl ich seit Samstag ohne diese Hose gefahren bin.

Dass auch der Bahnhof in Boppard anscheinend nur Treppen vorzuweisen hat, muss ich vermutlich nicht mal erwähnen. Also wieder schleppen. Ich frage mich, wie Menschen im Rollstuhl solche Bahnhöfe bewältigen sollen. Ich ackere mir nur einen ab, komme aber immerhin hoch …! Eine kurze Suche auf der Bahn-Website erfreut mich nach der Tragerei dann aber doch, als ich nämlich erfahre, dass die Radmitnahme in Rheinland-Pfalz offenbar kostenfrei ist, wie sie es auch in der S-Bahn Richtung Frankfurt war. Feine Sache – hätte ich in NRW gern auch außerhalb meines Studententicketsonderbereichs.

Yaaaaaaay! Fahrrad tragen!
Yaaaaaaay! Fahrrad tragen!

Nachdem relativ kurze Zeit nach Abfahrt des Zugs in Koblenz der Himmel aufreißt und die Schleusen freigibt, schüttet es wie aus Kübeln und die Blitze mit Donnergrollen kommen dem Zug verdammt nah. Bei einem der Blitze kurz vor Bad Honnef habe ich nicht einmal anfangen können, den zeitlichen Abstand zwischen Blitz und Donner zu zählen; ein Ruck ging durch die Bahn als sei er in die Bahn oder zumindest sehr nah daneben eingeschlagen. Da sie aber problemlos weiterfuhr ohne die Geschwindigkeit spürbar zu reduzieren, mache ich mir keine größeren Sorgen. In Bad Honnef angekommen (und ausgestiegen) regnet es noch immer in Strömen. Mit null Lust darauf, das Zelt im Regen aufzubauen entscheide ich mich ungefähr zwei Minuten nach Abfahrt des Zugs dazu, mich einfach auf den Weg nach Hause zu machen und die Fahrt am nächsten Tag mit dem Rad fortzusetzen. Dummerweise fährt der RE5 nur im Stundentakt, also muss ich noch mal mehr als fünfzig Minuten auf den nächsten warten. Naja, sei’s drum. Irgendwann gegen ein Uhr nachts bin ich dann nach allerhand Verspätungen und Rumgefahre auch endlich zuhause angekommen und kann in mein gewohntes Bett fallen und den Hintern schonend auf dem Bauch einschlafen.

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