Tag 33 – Nordkapptunnel (Magerøya)—Olderfjord

Tag 33 – Nordkapptunnel (Magerøya)—Olderfjord

Zwar ist mein gewählter Schlafplatz weitgehend windgeschützt, nass vom Nieselregen werde ich aber trotzdem und wache so gegen sieben Uhr auf. Während ich etwas geschützt unter einem Unterstand frühstücke, lasse ich den Schlafsack auf der Toilette trocknen, die Heizung habe ich zuvor auf 30°C gestellt.
Es ist nicht die beste Aussicht, gleich am Morgen mit dem Nordkapptunnel beginnen zu müssen, gestern hatte ich aber beim besten Willen keine Lust mehr drauf und außerdem ist die Rastplatztoilette erstmal für dutzende Kilometer die letzte mit fließendem Wasser entlang des Wegs.

https://www.instagram.com/p/BGH9R_fF3Iu/

In wachem Zustand gestaltet sich die Tunneldurchfahrt angenehmer als auf dem Hinweg und ich kann außerdem aus der Kleidungserfahrung profitieren, also fahre ich vierlagig runter und entledige mich am tiefsten Punkt zweier Lagen und der Handschuhe und kämpfe mich hoch. Deutlich angenehmer! Der Verkehr ist heute etwas dichter als Tage zuvor, es geht aber noch und es kommt keine Situation auf, in der jemand hinter mir hätte herfahren müssen, weil wegen entgegenkommender Wagen ein Überholen nicht möglich gewesen wäre.
Die Windstille im Tunnel erweist sich nach Durchfahrt als Segen, denn sobald ich herausgefahren bin, werde ich von das Meer aufpeitschendem Wind und etwas mehr Regen als auf Magerøya begrüßt.

https://www.instagram.com/p/BGH8WgEl3Ga/

Zu Beginn hält sich der Wind noch halbwegs in Grenzen, da er teilweise sogar von hinten kommt und mich anschiebt, wenige Kilometer nach dem Tunnel kommt er dann aber abwechselnd von allen Seiten, nur fast nie von hinten. 50km/h und mehr drücken also gegen mich. Wenn sie von der Seite kommen, bin ich so sehr in Schräglage, dass ich bei Ausschalten des Winds wohl einfach umkippen würde. Immer wieder werde ich stark aufs Wasser zugedrückt und muss sehr mit mir kämpfen, das zu verhindern.
Irgendwann kommt ein Punkt, an dem ich mich damit abgefunden habe, heute nicht schneller als 10km/h fahren zu können, denn ich kann ja nicht die ganze Zeit fluchend fahren, ohne mir selbst auf den Keks zu gehen.

https://www.instagram.com/p/BGH9nMrF3Je/

Ich schaffe es gar, positives zu sehen. Wenn es gerade nicht regnet, freue ich mich darüber. Wenn ein Tunnel kommt, ist der mein Retter. Und trotz des Wetters verliere ich nicht das Auge für die Schönheit der Umgebung. Berge, die sich in verschiedenen Ebenen hintereinander stapeln und durch Nebel und Wolken desto weniger sichtbar sind, je weiter sie entfernt liegen. Möwen, die äußerst elegant den Wind zu nutzen wissen und entlang gleiten. Halbe Busladungen, die auf mein Handheben freudig zurück winken. Es könnte alles sehr viel schlimmer sein.
Auch dieselbe Strecke erneut zu fahren fällt mir gar nicht mal so schwer, da sich die Umgebung allein durch die Wetterunterschiede vollkommen anders zeigt.

https://www.instagram.com/p/BGH7OOhF3DM/

Entlang des Weges treffe ich nur ein älteres österreichisches Paar auf ihren Rädern – oder vielmehr daneben, denn sie schieben. Sie fragen, ob das Wetter bis zum Kap so sei und ich wünsche ihnen, dass sie eher mein Glück des blauen Himmels abbekommen und nicht die Nebelsituation des zweiten Tages.

https://www.instagram.com/p/BGH-ZhQF3Le/

Da ich schon am Nordkappplateau am Aufbau des Zelts durch Böen gehindert wurde, versuche ich es entlang des Weges gar nicht erst und kämpfe mich langsam aber stetig bis Olderfjord, der letzten Stadt vor Abzweigung meiner Route nach Westen Richtung Alta. Durch die dadurch hohe Fahrleistung sind es nun nur noch 105km bis Alta und ich habe noch acht Nächte Zeit bis zum Abflug …
In Olderfjord ist der Wind ähnlich stark und ich denke kurz über ein Zimmer nach, will den Preis dafür aber nicht zahlen. Die Rezeptionistin weist mich aber auf Zeltplätze hinter dem Hotel hin, wo ich halbwegs windgeschützt mein Nachtlager aufstellen kann und für 95NOK (~10€) warmes Wasser und den Platz bekomme. Die Nutzung der Waschmaschine ist obskurerweise kostenlos, während sechs Minuten warmen Duschens mit 10NOK bezahlt werden möchten.

Meine Klamotten gewaschen und aufgehängt hocke ich mich an den Eingang meines Zelts und koche mir noch etwas Wasser für einen Kakao auf und übertrage die Bilder der letzten zwei Tage zum Hochladen aufs Handy. Warum auch immer funktioniert der Adapter inzwischen wieder.
Bevor ich schlafen gehe, schreibe ich noch zwei Personen bei Couchsurfing in Alta an und frage, ob ich für 1-2 oder mehr Nächte übernachten könne und lege mich dann schlafen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mit Abschicken des Formulars akzeptiere ich die Hinweise in der Datenschutzerklärung.