Tag 20 – Piteå—Boden

Tag 20 – Piteå—Boden

Gegen halb eins bin ich eingeschlafen und selbst zu der Uhrzeit hätte ich trotz unbekannter Umgebung problemlos draußen herumlaufen können, so hell war es. In weniger als drei Stunden geht die Sonne wieder auf. Vorhänge zu, Augen zu, chrrrrrrrr.

Um halb Acht stehe ich dann wieder auf den Beinen und kann meine frisch gewaschenen Klamotten, die über Nacht trocknen konnten, einpacken. Warme Duschen und Waschmöglichkeiten stellen unterwegs für mich eine kleine Form des Paradies dar. Auf dem Frühstückstisch liegt bereits die Piteå-Tidningen und ich darf mir meinen Artikel ausschneiden und mitnehmen – ein schönes Souvenir! Milch lässt sich unterwegs schwierig transportieren und kühlen, daher genieße ich Kakao und Müsli ganz besonders. Noch ein Käse-Schinken-Sandwich hinterher und ich bin vorerst gestärkt für den Morgen.

Am Vorabend konnte ich alles – Apps, Podcasts, Karten – aktualisieren und meine Geräte aufladen, sodass ich alles nur noch einpacken brauche und bald starten kann. Der Wetterbericht sagt Regen bis in die Abendstunden voraus, ein Blick aus dem Fenster zeigt davon aber nur wenig. Zwar ist der Himmel wolkenverhangen, Regentropfen lassen sich aber bislang keine finden. Nachdem ich erstmalig auf der Tour meine Reifen aufpumpen konnte – 0,5bar haben sie in der Zeit etwa verloren –, geht es los. Viel später als geplant, aber immerhin noch vor 11 Uhr.

Ich rolle ein paar Kilometer durch den noch immer nur wolkenverhangenen aber schlimmeres androhenden Himmel zum nächsten ICA entlang meiner Route und kaufe ein paar Dinge, denn es sieht wieder einmal so aus als würden wieder mehrere Kilometer ohne irgendeine Einkaufsmöglichkeit auf mich zukommen. Aus dem Laden schreitend ist der Regen dann auch schon in vollem Gange. Um direkt mit trockenen Füßen zu starten, ziehe ich mir die Regenüberzieher auf die Schuhe und packe mich gut ein, bevor es losgeht.

https://www.instagram.com/p/BFmSI-rl3PK/

Was folgt sind Kilometer um Kilometer im Regen, davon die ersten auf Schotterpiste. Zum ersten Mal verliere ich die Kontrolle über mein Rad und kann mich erst nach viermaligem Straucheln mit beinahem Hinfliegen wieder fangen. Ich bin wirklich kein Fan von diesem Untergrund! Etwas später versuche ich, auf die E4 zu kommen, um solche Pisten erstmal sicher zu umgehen und Strecke zu machen, denn zum Sightseeing ist das Wetter ohnehin nicht geeignet. Der erste Versuch scheitert aber, denn es gibt nur Unterführungen, aber keine Auffahrten. Letztlich finde ich dann aber doch eine und kann einige Kilometer lang neben mich noch nasser machenden LKW entlang fahren. Jede zweite oder dritte Bushaltestelle nutze ich, um mich kurz unterzustellen und abzutropfen sowie den einen oder anderen Bissen zu essen. Zum Kochen kann ich mich bei dem Wetter nicht aufraffen, ich will einfach nur so schnell wie möglich irgendwo ins Trockene und liegen.

https://www.instagram.com/p/BFmSYUxl3Ps/

Das WarmShowers-Angebot hier oben ist sehr ausgedünnt und es findet sich nichts, woraufhin ich eine Nachricht in die Heimat schicke. Suchen werden angestellt, Couchsurfingmenschen angeschrieben, gewartet. Ich radle weiter durch die Nässe, die mich bis kurz vor vier Uhr begleitet. Fast sechs Stunden im Regen – so habe ich mir das nicht vorgestellt. Ich bleibe in Bewegung, damit ich warm bleibe und sobald der Regen weg ist, haben meine Klamotten auch den Hauch einer Chance, zu trocknen. Die Sonne lässt sich weiterhin nicht blicken und das Thermometer hat seinen Höchststand bei 6°C.

https://www.instagram.com/p/BFmSulcF3Ad/

In Boden angekommen suche ich mir eine Burgerkette aus und esse erstmal eine Kleinigkeit, wobei ich den Entschluss fasse, danach zum nahe gelegenen Campingplatz zu fahren, in der Hoffnung, dort eine nicht allzu teure Stuga für die Nacht zu ergattern, denn es hat zwar aufgehört zu regnen, aber der Gedanke an nasskalte Klamotten am Morgen lässt mich Ausgaben fast vergessen.

Der Platz hat das ganze Jahr über geöffnet, aber nur die größeren Hütten für 4-6 Personen seien auch außerhalb der Saison nutzbar und kosten normalerweise 800SEK pro Nacht. Vollbesetzt ein fairer Preis, mir als Einzelperson aber viel zu teuer. Ich bekomme ein Angebot für die Hälfte als Zugeständnis für meine bisherige Leistung und zahle einfach, bereits an die heiße Dusche und warme Klamotten am nächsten Morgen denkend.

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Die Hütte ist angenehm geräumig bei 22m² Fläche und bietet neben zwei Schlafräumen mit Etagenbett auch einen Wohnraum mit Küchennische und Fernseher, außerdem gehört ein voll ausgestattetes Bad zum Angebot und ich habe Blick aufs Wasser. Hier kann ich die Nacht gut verbringen!

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Bilder habe ich unterwegs kaum welche gemacht, da ich hauptsächlich trocken ans Ziel kommen wollte, was bis auf mein nicht abgedecktes Gesicht auch fabelhaft klappte.

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4 Replies to “Tag 20 – Piteå—Boden”

  1. Guten Abend,

    erstmal weiter gute Fahrt!
    Dann als Trost: Schotterpisten bei Trockenheit fand ich in den baltischen Staaten auch nicht soo toll. Staub in wirklich jeder Ritze. Besonders wenn Autos überholten. Bei Regen staubt es wenigstens nicht so. :-D

  2. Hallo Patrick, habe heute erst von deinem Blog erfahren. Habe alles in einem rutsch gelesen. War total spannend! Bin begeistert dass bis jetzt alles gut geklappt hat! Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß auf deiner Tour und dass du von Pannen verschont bleibst!!!! Liebe grüße Guido ( freund deiner eltern) ;)

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