Tag 17 – Hörnefors—Robertsfors

Tag 17 – Hörnefors—Robertsfors

Es ist kalt draußen. Genau genommen ist es immer kalt draußen, aber der Grad der Kälte ändert sich mit den Sonnenstrahlen, die mein Zelt erreichen können. Nachts ging es laut Wetterbericht wieder einmal auf 1°C herunter und auch, wenn ich soweit ich weiß bisher keine Minusgrade erleben musste, bin ich froh über das Mehrgewicht des -8°-tauglichen Schlafsacks. Bisher war mir nie kalt, manchmal eher im Gegenteil.

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Während ich so meine Sachen packe und mich fertigmache, wünsche ich mir eine Dusche und Waschmaschine, fest die Augen zu schließen hilft aber leider nicht, also radle ich los. Etwas demotiviert ob der immergleichen Landschaft und Leere gepaart mit Gegenwind. Immerhin die Straßen sind auf dem Weg gut. Gegen kurz nach elf, etwa 24h nach unserer letzten Begegnung, treffe ich den Graubündner wieder, der mich zu meiner Überraschung überholt haben muss, obwohl er sonst bloß 40km am Tag fahre. Prompt erklärt er mir, warum: Er hatte dasselbe Problem wie ich gestern. Kilometerlange Einöde ohne auch nur eine Möglichkeit der Einkehr. Die wenigen Hotels, die er auf dem Weg fand, waren allesamt geschlossen und er fuhr bis Mitternacht. Wir finden heraus, dass er auf dem Weg außerdem im selben Restaurant gegessen hatte wie ich gestern. Bei der Ortsdichte hier oben kein zu großer Zufall, aber dennoch amüsant. Letztlich hat er wohl einfach in einer Bushaltestellenhütte geschlafen, als es ihm zu blöd wurde. Wir verabschieden uns. Seinen Namen kenne ich noch immer nicht.

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Der Ort unseres Treffens war am Rande eines Campingplatzes entlang des Wegs. Ich hoffe auf kleine Wunder und will zur Rezeption, um zu fragen, ob ich gegen kleinen Obolus vielleicht einmal duschen könne. Niemand öffnet. Erstmal nur, um meine Flaschen zu füllen, rolle ich auf ein Häuschen zu, an dem außen eine Spüle angebracht ist. Damit fertig gehe ich rundrum, treffe aufs Herren-WC und finde zu meiner Beglückung außerdem Duschen ohne jegliches Duschmarkensystem vor, die einfach so funktionieren. Ich hadre nicht lang, hole das nötigste aus meinen Taschen und dusche. Wie luxuriös doch so ein bisschen warmes Wasser und die Abwesenheit jeglicher schlechter Gerüche haben können! Bevor ich abfahre, klopfe ich noch mal an der Tür der Rezeption … einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig … nichts. Ich nehme mein Glück hin und fahre frohen Mutes von dannen.

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Mein nächster Halt ist dann Umeå, eine Universitätsstadt im östlichen Norden Schwedens, die mich mit ihrer Größe verwundert und mir sehr zusagt. Die Radwege sind toll, die Stadt auf Studenten zugeschnitten. Hier könnte ich es mir durchaus vorstellen, zu studieren. Mein Mittagessen atme ich in einem asiatischen Restaurant am Buffet ein. Ein voller Teller … zwei volle Teller … Dessert … rausrollen. Was ich hier super fand: Wasser sowie zwei verdünnte Säfte gibt es zum Buffet (9€) kostenlos und ohne Grenze dazu, Softdrinks kosten einen Euro für 400ml. Ein sehr faires Angebot! Ich unterhalte mich etwas mit zwei Mitarbeitern, die erstaunt nachfragen, ob ich aus Deutschland komme und wirklich von dort aus los gefahren sei. Einer der beiden lebte für einige Jahre in Düsseldorf und konnte dadurch auch mit meiner Ortsangabe etwas anfangen.

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Völlig voll geht es weiter. Nach Verlassen der Stadt gibt es aber kaum noch aufregendes zu berichten. Ich rolle mal die E4, mal Radwege, mal Schotterpisten entlang. Gegen 20 Uhr merke ich, dass sich das Buffet und die 500ml Eis, die ich in einem ICA auf dem Weg gekauft hatte, bemerkbar machen – ich wurde einfach nicht müde und konnte all die Energie in nähmaschinenartiges Pedallieren umsetzen.

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Letztlich finde ich nach zig Stunden Podcasts und fast 120km einen Schlafplatz unmittelbar an meiner Route, geschützt durch ein paar Bäume im Wald.

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3 Replies to “Tag 17 – Hörnefors—Robertsfors”

  1. Au warte, wie jetzt gerade die inneren Reisehunde an der Leine zerren und unbedingt da raus wollen, dort radeln, das sehen. Genieße es in vollen Zügen, Patrick. Es ist großartig.

  2. Hallo,
    Ich nehme an, du wirst nachher Norwegen entlang fahren? Viele Autotouristen behaupten, man fährt gemütlich gen Norden auf der Westseite, dann schneller durch die ewigen Schwedischen Wälder zurück. Falls du an Oslo vorbeifährst, komm mal ruhig bei uns vorbei. Voriges Jahr haben wir einen wie du übernachtend, er hatte Europa in 3 Jahren vor. Wir wohnen in Asker, 20km westlich von Oslo. Abwechslungsweise kannst du ein Offroad-gästefahrrad haben und die tollen Pfaden hier erleben.
    Ich habe deinen Blog durch eine alte Freundin bekommen, Petra Schulz. Viel Glück noch.
    Sven Höy

    1. Hi! Danke für das Angebot! Ich werde allerdings nach meinem Ziel den Weg zum Flughafen Alta antreten und von dort aus zurückfliegen. Meinen Ursprungsplan, über Norwegen zurückzufahren, habe ich irgendwann verkürzt.

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