Tag 4 – Toftaholm—Jönköping

Tag 4 – Toftaholm—Jönköping

Der Schlafsack und die Isomatte sind leicht feucht. Wieso ist das so? Ich habe absichtlich über Nacht eine Hälfte der Apsidenabdeckung offen gelassen, damit der Luftaustausch im schlecht belüfteten Zelt besser ist, und trotzdem hat sich da wieder Kondenswasser festgesetzt. Wenn ich die „Tür“ öffne, dringt augenblicklich mehr frische Luft ins innere Zelt, aber wer schützt mich dann vor Mücken? So ganz ausgereift ist dieser Version meines Zelts nicht. Schade eigentlich, denn vom sonstigen Handling gefällt es mir sehr gut.

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Bevor ich mich auf zur Dusche begebe, auf die ich mich schon seit dem Vorabend freue, breite ich alles im Zelt etwas aus und lasse die Tür offen, sodass währenddessen alles etwas trocknen kann.
Die Dusche ist dann so wohltuend – wenn nicht besser – wie ich sie mir vorgestellt habe. 6 Stunden im Auto und fast 300km auf dem Rad in vier Tagen fordern bereits ihren Tribut, trotz peniblen Waschens morgens und abends. Wären die Seen nicht so kalt wie sie es sind, könnte das eine Option sein.

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Der Weg ist heute weitgehend ereignisfrei und beinahe etwas fad. Hügelgräber, Dörfer, Kirchen, kleinere Seen, lange leere Straßen und Tristesse. Aus Ermangelung an Alternativen fange ich an zu singen – Ring of Fire, Tribute, Leaving on a Jetplane. Für die mich umgebenden Bäume muss es ein Fest sein.

Nach einigen Kilometern und um dir Mittagszeit herum passiere ich ein asiatisches Restaurant, das mit einem „Lunch Buffé“-Angebot wirbt. Durch Verständigungsschwierigkeiten – die Mitarbeiterin spricht kein Englisch – erfahre ich nie, ob ich ein Getränk im Preis inbegriffen dazubestellen kann und ob ich mir nur einmal oder mehrfach vom Buffet nehmen darf. Also haue ich meinen Teller voll mit allem, das ich wiedererkenne, vor allem Reis und Nudeln, und esse vor mich hin. Nichts besonderes, aber okay und sättigend. Später nehme ich mir noch einen kleinen Teller mit Salat und gebe darauf mit einem Lächeln und erhobenem Portemonnaie zu verstehen, dass ich gern zahlen würde. Wäre ich sicher gewesen, dass ich mir noch einmal etwas nehmen kann, hätte ich vermutlich noch mal etwas geholt, aber ich bin satt genug, um es nicht zu riskieren.

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Nach einiger weiterer Fahrerei, inzwischen habe ich meinen schwarzen Langarm-Merinopulli durch ein weißes Kurzarmshirt ersetzt und die Hosenbeine abgenommen, komme ich irgendwann in Jönköping an und fühle mich erschlagen. So viele Autos, so viel Unübersichtlichkeit. Mein erster Instinkt lässt mich die Stadt nicht mögen. Nach etwas Umherfahren wandelt sich das zumindest in Maßen und ich finde mehr Gefallen.

Nachdem ich in irgendeiner kleinen Fastfoodbude am Straßenrand einen Burger und Pommes eingeatmet habe, suche ich den Stadtpark auf. Auf meiner Karte war nicht zu sehen, wie hoch dieser über der sehr flach am Wasser gelegenen Innenstadt liegt, also stehe ich erstmal vor einer sehr steilen Aufgabe, die zwar machbar ist, mir aber doch einiges an Kraft abverlangt. Inzwischen stehen für den Tag beinahe 100km auf dem Tacho.

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In der Nacht hat sich eine der drei Personen zurückgemeldet, die ich bei Warmshowers wegen einer Übernachtung angeschrieben habe. Ich kann erst ab 21 Uhr vorbeikommen, darf aber gern übernachten. Durch diesen Umstand verbringe ich fast vier Stunden im Stadtpark, die ich mir mit Podcasthören, Bloggen und Park erkunden vertreibe. Dabei stoße ich auch auf eine Gruppe von etwa 40 älteren Menschen, die im Kreis aber jeweils in Paaren eine Art Squaredance vollziehen, dazu läuft etwas, das ich als schwedischen Schlager einstufen würde.

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Als ich dann abends an der genannten Adresse ankomme, werde ich sehr freundlich empfangen. Mein Zimmer für die Nacht sieht sehr gemütlich aus und ich darf meine Klamotten einmal durchwaschen – Jackpot! Ich sitze noch eine ganze Weile mit dem Gastgeber am Tisch, jeder ein Bier in der Hand, und wir schnacken über bisherige Reisen, schwedischen Nahverkehr, Elektromobilität und Appentwicklung. Ein angenehmer Ausklang zu einem langen Tag.

Alle Geräte zum Aufladen angeschlossen und die Sicherung der Photos angestoßen falle ich ins Bett und schlafe schnell ein.

One Reply to “Tag 4 – Toftaholm—Jönköping”

  1. Lieber Patrick, ich verfolge täglich deinen Blog und möchte dir mitteilen, dass Mama und ich sehr stolz auf dich sind. Pass gut auf dich auf.

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